Lesenswertes
Hier findet ihr Links zu Berichten die ich ganz interessant finde, allgemein zum Thema vegan leben und was man dabei so beachten kann und verschiedene Themen von mehreren Seiten beleuchtet. Schwerpunkt liegt natürlich darauf alles so vegan wie möglich zu halten nach bester Möglichkeit.
Wer steckt hinter den Fleischersatzprodukten? -Originalseite hier-
Das Angebot an Fleischersatzprodukten wächst. Immer mehr vegane und vegetarische Produkte werden in den Supermärkten und Bioläden angeboten. Wer genau diese Produkte herstellt, welche Unternehmen hinter den einzelnen Marken stehen, ist oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen. In dem folgenden Beitrag wollen wir näher beleuchten, wer die Unternehmen hinter den einzelnen Marken und Produkten sind.
Beginnen wir mit der Fleischindustrie: (Marke Firma oder Mutterkonzern / Schwerpunkt)
es schmeckt / Tönnies Fleischkonzern
Like Meat / ProViandRecker Convenience "Schnitzelmacher"
Nature Gourmet / ORIOR Fleischkonzern
Vegetaria / Artland Convenience Fleischkonzern
Vegetaris / Sieber Fleischkonzern
Wie Fleisch / Peter Zenz Fleischkonzern
Die Fleischindustrie hat den Markt der veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukte längst für sich entdeckt. Auffällig ist, dass einige dieser Marken erst recht neu in den Supermärkten angeboten werden. Gleichwohl haben sie es schon innerhalb kurzer Zeit geschafft, einige andere Produkte von kleinen Unternehmen, die nur vegane Lebensmittel produzieren, aus den Regalen zu verdrängen. Dies ist natürlich kein Zufall. Schließlich handelt es sich um große Unternehmen/Konzerne, die mit ihren Tierausbeutungsprodukten schon lange in den Supermärkten vertreten sind und über eine entsprechende "Marktmacht" verfügen.
Schauen wir uns einige dieser Unternehmen etwas näher an:
Rügenwalder Mühle
Die Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG stellt vornehmlich Wurst und Schinken her. Seit 2014 produziert der Konzern nun - mit freundlicher Unterstützung des VEBU - auch fleischlose Produkte wie vegetarische Schnitzel, Mini-Frikadellen und Aufschnitt. Als Begründung wurde angegeben, es sei bei der Bevölkerung ein Hang zum "Flexitarismus" auszumachen.
Die Produkte enthielten durchweg das Tierqualprodukt Ei. Der VEBU steht daher - unseres Erachtens zu Recht in der Kritik in der Vergangenheit. jedoch hat Rügenwalder in den letzten Jahren darauf stark reagiert und führt seit 2019 stetig mehr vegane Alternativen ein und lässt tierische Produkte tatsächlich wegfallen
Geplant ist wenn möglich irgendwann vollständig auf pflanzliche Produkte nur noch umzustellen, hier dürfen wir also Großes erwarten
VION
Die VION N. V. ist ein internationaler Nahrungsmittelkonzern in der Rechtsform einer niederländischen Aktiengesellschaft. Sitz des Konzerns ist in Eindhoven/Niederlande. Das Unternehmen besteht aus zahlreichen Tochterunternehmen. Eine aktuelle Liste findet sich auf Wikipedia.
VION ist neben Tönnies einer der größten Schweineschlachter Deutschlands. Allein im Jahr 2013 hat VION 9,6 Millionen Schweine in deutschen Schlachthöfen ermordet.1
Am Vegan-Hype wollte natürlich auch dieser Konzern verdienen. Von ihm wurde die Marke Vegetaria produziert. Nach dem Verkauf der Tochter Lutz Fleischwaren/Artland Convenience wird Vegetaria nun von Paragon Partners hergestellt (s.u.).
Aktuell gibt es von VION - jedenfalls unseres Wissens - keine Fleischersatzprodukte auf dem Markt.
Lutz Fleischwaren / Artland Convenience
Die Lutz Fleischwaren GmbH gehörte bis Mai 2014 zu VION und ist nun Teil von Paragon Partners, einer privaten, inhabergeführten Investmentgesellschaft. Lutz Fleischwaren ist Hersteller von Schinken- und Wurst"spezialitäten" sowie Convenience-Produkten. Zu Lutz Fleischwaren gehört auch die Artland Convenience GmbH. Diese stellt die Produkte der Marke Vegetaria in Badbergen in der Nähe von Osnabrück her. Artland Convenience produziert aber nicht nur Fleischersatzprodukte - in einem Artikel heißt es: "1.200 Rinder werden mittlerweile im Schlachthof pro Woche geschlachtet und zerlegt - Tendenz steigend."
Recker Convenience
Die Recker Convenience GmbH mit Sitz in Wetschen ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Auf der Homepage des Unternehmens ist zu lesen: "Auf zwei Produktionslinien werden 20.000 Schnitzel pro Stunde hergestellt [...] Es werden mit ca. 90 Mitarbeitern über 6.000 Tonnen Schweineschnitzel hergestellt. Die Kapazität der neuen Produktionsstätte beträgt ca. 8.000 - 10.000 Tonnen jährlich."3
Like Meat wird von Recker Convenience hergestellt. Es gibt sowohl vegane als auch vegetarische Produkte.
Ponnath
Ponnath Die Metzgermeister GmbH hat ihren Sitz in Weiden und ist nach eigenen Angaben spezialisiert auf die Herstellung von Wurst- und Schinkenspezialitäten, Aspik- und Schmalzspezialitäten mit einer Jahresproduktion von ca. 37.000 Tonnen. Die Marke Veggie Gourmet gehört zu Ponnath. Angeboten werden vegetarische und vegane Produkte.
Peter Zenz
Die Peter Zenz GmbH ist seit kurzem im Impressum von Wie Fleisch aufgeführt, also eine weitere Fleischersatz-Marke, die zu einer Fleischerei gehört.
Sieber
Im Impressum der Webseite von Vegetaris steht nur "Sieber GmbH" - damit es harmlos klingt. Auf der Webseite von Sieber steht dann der komplette Name Sieber Gesellschaft für Wurst- und Schinkenspezialitäten mbH und dann ist auch klar, womit die Firma ihr Geld hauptsächlich verdient. Auf der Vegetaris-Webseite steht: "Wir arbeiten mit dem Deutschen Vegetarierbund (VEBU) zusammen, um vegetarische Produkte erfolgreich am Markt zu führen." Die meisten Vegetaris-Produkte enthalten, ebenso wie die vom VEBU empfohlenen Produkte von Rügenwalder Mühle, Hühnereier.
Weitere Fleischfirmen
Ergänzend zu den oben aufgeführten Firmen, gibt es noch einige weitere Fleischereien, die auch Fleischersatzprodukte unter ihrem Firmennamen - so wie Rügenwalder Mühle - anbieten. Das sind u. a. Höhenrainer (z.B. Steak, Gyros, Würstchen), Landhof (Wurst und Streichwurst), Meica (Curry King und Bratmaxe), VOSSKO (z.B. Sojanuggets und Sojaschnitzel), Wiesenhof (Veggie-Fleischwurst und -Aufschnitt), Windau (vegetarisches und veganes Wurstsortiment).
Hersteller mit veganen und unveganen Produkten (Marke Firma oder Mutterkonzern Schwerpunkt)
Gardein Pinnacle Foods / alle Nahrungsmittel
Garden Gourmet Nestlé / alle Nahrungsmittel
Heirler Hügli / alle Nahrungsmittel
Quorn Monde Nissin / alle Nahrungsmittel
Valess Friesland Campina / Molkerei
Nicht nur die Fleischindustrie, auch diverse andere große Lebensmittelkonzerne wollen vom Vegan-Hype profitieren.
Nestlé
Über Nestlé müssen wir hier wohl nicht viele Worte verlieren. Als einer der größten Lebensmittelkonzerne der Welt stellt Nestle die verschiedensten Waren her. Als global agierender Konzern tut Nestlé dies dort, wo es am profitabelsten ist: also dort, wo die Steuerlast gering ist, die Umweltauflagen zu vernachlässigen und die Löhne niedrig sind. Zudem steht Nestlé in der Kritik, weil der Konzern vielen Menschen den Zugang zu erschwinglichem sauberem Wasser verwehrt. Es ist also klar, dass Fleischersatzprodukte von Nestlé, wie die Produkte der Marke Garden Gourmet, nicht mit einer veganen Einstellung vereinbar sind.
Friesland Campina
Der Lebensmittelkonzern Koninklijke FrieslandCampina N.V. ist die viertgrößte Molkerei in Europa. "Das Unternehmen verarbeitete in 2013 10,7 Mrd. kg Milch von 19.244 Landwirten."4 Es verwundert demnach nicht, dass die von FrieslandCampina hergestellten Produkte der Marke Valess zu einem großen Teil aus Milch bestehen.
Monde Nissin
Die Monde Nissin Corporation hat im September 2015 die Marke Quorn übernommen. Quorn bietet schon seit vielen Jahren Fleischersatzprodukte an, wobei die meisten jedoch nicht vegan sind. Monde Nissin ist ein international agierender Nahrungsmittelkonzern, der verschiedenste Lebensmittel herstellt, darunter natürlich auch viele unvegane.
Firmen mit rein veganem Sortiment
Fleischersatzprodukte gibt es in Deutschland schon seit vielen Jahren zu kaufen, teilweise von Firmen angeboten, die ein komplett veganes Sortiment aufweisen und diese Produkte auch schon lange vor dem Vegan-Hype angeboten haben.
Marke Firma oder Mutterkonzern (Auszug, da sich das Angebot & Sortiment ständig verändert)
Alberts purvegan GmbH
Greenforce Food
Gut Wudelstein Clasoft
Hobelz Veggie WorldHobelz Veggie World
KATO Katotofu
Lord of Tofu Lord of Tofu
MAXTOFU MAXTOFU
meetlyke TOPAS
NAGELTofumanufaktur Christian Nagel GmbH
Nordwind Tofu Nordwind Tofu
Sojafarm Sojafarm
Soyatoo! TOFUTOWN
Taifun Life Food
Tukan Life Food
Vantastic Food
Veggie Life TOFUTOWN
Veggie Street TOFUTOWN
Veggy Friends Smilefood
Veggyness TOPAS
Viana TOFUTOWN
Vivera
Wheaty TOPAS
Dieser Artikel erhebt natürlich nicht den Anspruch vollständig zu sein. Wenn ihr noch Produkte und Firmen kennt, die in dem Artikel fehlen, schickt uns bitte eine E-Mail oder, damit ich den Artikel entsprechend anpassen können. Seht diesen Artikel als eine kontinuierlich fortgeführte Liste...
Quellenangaben
"Schwein: Die zehn größten Schlachthöfe in Deutschland", unter https://www.agrarheute.com/schwein-die-zehn-groessten-schlachthoefe-in-deutschland - Artikel vom 02.01.2015
"Artland Convenience auf Expansionskurs", unter https://www.artland.de/magazin/artikel.php?artikel=490&type=2&menuid=1481 - abgerufen am 30.09.2015 - Datum des Artikels nicht angegeben
https://www.recker-convenience.de/information/unternehmen/
"Die zehn größten Molkereien in Europa", unter https://www.agrarheute.com/die-zehn-groessten-milchverarbeiter-europas - Artikel vom 2.2.2015
Brauchen wir all diese Produkte? -Originalseite hier-
Es gab sie vor noch nicht allzu langer Zeit in diesem Maße freilich nicht, all die Fleischersatzprodukte in den Supermarktregalen. Von vielen wird dies als großer Erfolg gefeiert. Mich ärgert es, dass die Fleischindustrie und andere große Konzerne wie z.B. Nestlé diesen neuen Markt erobern und zunehmend Produkte von veganen Unternehmen aus den Regalen verdrängen.
Immer wieder hört und liest man, dass die kleinen veganen Unternehmen gar nicht die Kapazitäten haben, die Nachfrage zu decken. Daher sei es ein Segen, dass die großen Konzerne diesen Markt nun entdeckt haben und die Nachfrage befriedigt werden kann. Außerdem seien gerade diese Produkte wichtig, um omnivoren Menschen die vegane Lebensweise näher zu bringen, quasi im wahrsten Sinne des Wortes "schmackhaft" zu machen.
Das führt mich zu folgenden Fragen: brauchen wir all diese veganen Lifestyle-Produkte in dieser Masse überhaupt? Lassen sie bei Außenstehenden nicht ein völlig verzerrtes Bild von veganer Ernährung entstehen? Erweckt das nicht den Anschein, dass sich ohne diese Produkte eine pflanzliche Ernährung gar nicht bewerkstelligen lässt? Und wie oft hören wir: "Aha...Fleisch und Wurst esst Ihr nicht. Aber warum müsst Ihr dann Produkte essen, die Fleisch und Wurst im Geschmack und in der Konsistenz gleichen?!"
Ich streite nicht ab: hin und wieder vegane Würstchen oder ein veganer Burger sind lecker. Aber gut vegan ernähren können wir uns auch ohne all diese (nun zunehmend industriell hergestellten) Produkte: Gemüse, Obst, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Hirse, Quinoa, Getreide in den verschiedensten Sorten etc.
Sollten wir uns nicht auf "das Einfache" zurückbesinnen anstatt das tausendste vegane Lifestyleprodukt zu feiern? Sollten wir nicht zeigen, wie einfach es ist, sich vegan zu ernähren ohne all diese Schnitzel, Nuggets, Aufschnitte und Würstchen? Es kann doch nicht in unserem Sinne sein, wenn die großen Konzerne wie Nestlé, Unilever, Kraft und Co., die für Ausbeutung stehen, den veganen Markt vereinnahmen. Gleiches gilt für die Fleisch- und Milchproduzenten...
Wollen wir nicht eine solidarische Landwirtschaft, Nahrungsmittelgerechtigkeit etc?
Das werden wir mit diesen Unternehmen m. E. nicht erreichen.
Wie seht ihr das? Sollte sich die Tierrechtsbewegung darum bemühen, dass das Angebot an veganen Lifestyleprodukten wächst, egal von wem sie angeboten werden? Oder sollte der Fokus auf einem grundlegenderen Wandel in unserer Gesellschaft liegen, der nicht lediglich auf einem Wechsel des Konsums von Produkt A zu Produkt B des gleichen Lebensmittelkonzerns liegt?
Wo sind die veganen Produkte hin? -Originalseite hier-
Heute bin ich zum tegut in der Nähe gefahren und wollte mir eine Packung "Virginia Steak" von Wheaty holen. Da die in letzter Zeit dort immer vorrätig waren, dachte ich, dass ich sie problemlos bekommen würde. Als ich dann vor dem Kühlschrank stand, war ich etwas verwirrt. Lagen da vor kurzem noch diverse Sorten von Wheaty-"Fleisch", fand ich noch genau zwei Wheaty-Produkte im Angebot, und zwar zwei Aufschnitte.
Ok, das ist ein kleiner tegut und das Sortiment ist allgemein nicht riesig. In diesem Kühlschrank spiegelt sich aber das wider, was allgemein in den Supermärkten zur Zeit passiert. Wurde das Fleischalternativen-Angebot noch vor ein paar Jahren vorwiegend von Firmen abgedeckt, die rein vegane Produkte herstellen und nicht zu einem großen Konzern gehören, so gibt es heute immer mehr unvegane Fleischalternativen und selbst die veganen Produkte werden vorwiegend von unveganen Firmen, meist sogar von traditionellen Fleischkonzernen, abgedeckt.
In dem Kühlschrank oben finden wir Produkte von Wheaty (TOPAS), Veggie Life (Tofutown) und Tukan (Taifun). Das sind Firmen die schon seit vielen Jahren vegane Produkte herstellen, das also auch schon taten, bevor der Vegan-Hype begann. Das sind ein paar Produkte oben links und dann noch die zwei Aufschnitte von Wheaty in der Mitte.
Der überwiegende Anteil des Kühlschranks ist von den unveganen Firmen belegt - von Valess, Rügenwalder Mühle, Vegetaria, SOTO, Nature Gourmet, Quorn, Alnatura, es schmeckt, Heirler, Berief.
Was sind das für Firmen? Berief Feinkost GmbH und SOTO (organic veggie food GmbH) sind relativ kleine Firmen und sie gehören nicht zu einem größeren Konzern, aber sie produzieren auch unvegane Produkte.
Wer die Alnatura-Produkte herstellt, ist nicht ganz klar. Da es die Produkte schon recht lange gibt, wäre zu hoffen, dass sie vielleicht von einer der schon lange existierenden Firmen mit veganem Sortiment hergestellt werden.
Valess ist eine Marke der FrieslandCampina Cheese GmbH, also einem großen Milchkonzern. Kein Wunder, dass die Produkte alle Milch enthalten und somit von den Zutaten her sowieso nicht für Veganer_innen in Frage kommen.
Rügenwalder Mühle ist eben Rügenwalder Mühle, eine Firma, die seit 1834 Fleischprodukte herstellt und nun auf den Hype der Fleischalternativen aufgesprungen ist - bietet aber aktuell Fleischalternativen aus Hühnereiern an.
Nature Gourmet ist eine Marke der ORIOR AG, einem Schweizer Konzern, der hauptsächlich Fleischprodukte herstellt.
Vegetaria ist eine Marke von Artland Convenience, in dessen Schlachthof 1.200 Rinder pro Woche geschlachtet und zerlegt werden.
Heirler ist eine Marke der Hügli Nahrungsmittel GmbH, einem Konzern der alles Mögliche an Nahrungsmitteln herstellt - viel mit Fleisch. Zudem ist das Sortiment an veganen Heirler-Produkte auch in den letzten Jahren zugunsten von ovo-lacto-vegetarischen Produkten geschrumpft.
Quorn bietet schon seit vielen Jahren Fleischersatzprodukte an, schafft es aber nicht, den Anteil an veganen Produkten zu vergrößern - die meisten Produkte enthalten Hühnereier.
Wer hinter es schmeckt steckt, konnte ich leider nicht herausfinden.
Insgesamt sehr schade, dass es so schwierig geworden ist, Fleischersatzprodukte zu finden, die ich gerne kaufen würde. Es wirkt so, als würden die unterstützenswürdigen Produkte immer mehr aus den Supermarktregalen verdrängt durch die Produkte der großen Milch- und Fleichkonzerne.
Edit: es schmeckt wird hergestellt von der Heinrich Nölke GmbH & Co. KG, die u.a. die Marke Gutfried Geflügelwurst produziert und zwischenzeitlich eine Tönnies-Tochter ist. (bine)
Was haben diese Leute früher gegessen? -Originalseite hier-
Gerade war ich beim Edeka und habe festgestellt, dass es in der Kühltheke nun eine Reihe neuer veganer Fleischersatzprodukte gibt von der Edeka-Eigenmarke "Bio+Vegan". Gleich mehrere Aufstriche, Aufschnitte und sonstige "Wurstprodukte" liegen neu im Regal. Ich denke der Begriff "Vegan-Hype" ist schon korrekt. Bei Starbucks gibt es nun einen veganen Falafel-Sandwich, bei Coffee Fellows einen veganen Bagel, bei Le Crobag gibt es vegane belegte Baguettes. Und es steht auch überall das Wort "vegan" groß drauf. Vegane Lebensmittel sind angesagt und müssen nicht mehr als "veggie" oder "vegetarisch" versteckt werden. Kaum eine große Gastrokette hat nicht immerhin ein veganes Produkt mittlerweile im Angebot und bewirbt es auch offensiv als solches.
Natürlich wird dieser Vegan-Hype alleine nicht unsere Gesellschaft zu einer grundlegend gerechteren machen - das wird in dem Text "Vegan-Hype: Ursachen und Vereinnahmung aus kämpferischer Perspektive" von der Antispeziesistische Aktion Tübingen ausreichend klar dargelegt. Selbst ich als Optimist denke nicht, dass dieses wachsende Angebot an veganen Lebensmitteln die Welt dramatisch verändern wird, wenn nicht noch weitere gesellschaftskritische Aspekte mit einbezogen werden. Eine Frage stelle ich mir aber doch seit einiger Zeit immer wieder und ich habe noch keine Antwort auf diese Frage gefunden:
Wer isst diese ganzen veganen Produkte?
Offensichtlich ist ein Markt für diese Produkte da, denn kein Gastro- oder Lebensmittelkonzern würde in unserem System diese Produkte anbieten, wenn sie niemand kaufen würde. Es gibt anscheinend so viele Menschen, die vegane Produkte, immerhin hin und wieder, konsumieren, dass sich damit Geld verdienen lässt. Und da das Angebot an diesen Produkten ständig zunimmt, scheint es nicht gerade wenige solcher Menschen zu geben.
Gut, die Produkte sind da und sie werden gekauft. Aber da es dieses immense Angebot an veganen Produkten vor einigen Jahren noch nicht gab, stellt sich mir dann die weitere Frage:
Was haben diese Leute früher gegessen?
Damit gemeint sind die Leute, die nun diese neuen veganen Produkte essen.
Würden diese neuen veganen Lifestyle-Produkte von Menschen konsumiert, die früher Fleisch gegessen haben, dann hätte doch der Fleischkonsum in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch sinken müssen. Tatsächlich ist der Pro-Kopf-Fleischkonsum in Deutschland in den letzten 15 Jahren laut dem Statistischen Bundesamt fast konstant geblieben - er ist leicht rund um 60kg geschwankt. Wie kann das sein? Werden diese ganzen neuen Produkte fast ausschließlich von Menschen konsumiert, die auch vorher schon kein Fleisch gegessen haben, nur halt gesündere Lebensmittel, als diese hochverarbeiteten Lifestyle-Produkte? Wie kann es sein, dass immer mehr vegane Fleischersatzprodukte im Angebot sind, aber der Pro-Kopf-Fleischverzehr nicht drastisch sinkt? Wer hat eine Antwort auf diese Frage?
Das perfekte vegane Produkt? -Originalseite hier-
Wenn mir jemand die Frage stellen würde, welche Eigenschaften das perfekte vegane Produkt haben müsste, würde ich in etwa folgendes antworten:
"Das perfekte vegane Produkt müsste von einem basisdemokratischen Kollektiv unter fairen Arbeitsbedingungen, basierend auf möglichst regional und ökologisch angebauten oder abgebauten Rohstoffen, mit umweltfreundlicher Energie, ohne Einwegverpackung, hergestellt werden. Dieses basisdemokratische Kollektiv würde nur rein vegane Produkte herstellen und seine Zulieferprodukte von auch solchen Kollektiven beziehen. Sollte das Kollektiv Gewinne erwirtschaften, so würden diese in Tierrechtsprojekte oder andere soziale Projekte fließen. Zudem müsste das Produkt gut schmecken, bzw. sehr funktionell und robust sein, bzw. gut aussehen."
Aktuell wüsste ich nicht, wo ich ein solches Produkt erwerben könnte. Lediglich die Dinge, die ich selber anbaue oder in der Natur finde, entsprechen teilweise diesen Wunschkriterien.
Wir sind aktuell noch recht weit entfernt davon, dass wir ethisch korrekte Firmen und Lieferketten haben. Indem wir als Tierrechtler_innen uns über jedes neue vegane Produkt freuen und Kampagnen fahren, um große Konzerne aufzufordern auch vegane Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen, wirken wir da nicht dem entgegen, dass wir ethisch korrekt hergestellte vegane Produkte bekommen? Wollen wir wirklich, dass internationale Großkonzerne und große vegane Supermarktketten unser Angebot bestimmen? Führt das nicht dazu, dass die kleinen veganen Firmen überhaupt keine Chance bekommen, auch einen Teil des Vegan-Booms abzubekommen?
Ich bin mir nicht so ganz sicher, was die beste Strategie ist. Vielleicht ist der Vegan-Boom, wie wir ihn aktuell erleben, ja auch erst durch das vegane Sortiment der Großkonzerne möglich geworden. Ich hoffe zumindest, dass der Vegan-Boom auch teilweise durch die jahrelange Aufklärungsarbeit durch Tierrechtsgruppen entstanden ist. Aber unabhängig davon, wie wir zur aktuellen Situation gekommen sind, sollten wir uns überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Ich persönlich bin ja ein Optimist und hoffe immerhin, dass es doch irgendwann möglich sein wird meine Grundbedürfnisse mit möglichst perfekt veganen Produkten decken zu können.